So unterschiedlich oder doch so gleich? Austauschwoche in die Niederlande 2022
Was ist das Spannendste an einem Austauschprogramm? Doch wohl die Vorstellung, die gewohnte Umgebung zu verlassen und einzutauchen in einen völlig neuen Alltag in einem anderen Land mit einer anderen Sprache, anderen Gewohnheiten und Leuten!
In der Woche von 26.09.22 bis zum 01.10.22 sind wir, ein paar Schüler*innen des 10. Jahrgangs, in die Niederlande zu einer Austauschwoche gefahren und möchten in diesem Artikel davon erzählen. Besonders über die Neuheiten und Unterschiede, die uns begegnet sind.
Das Erste, was einem in einem anderen Land begegnet, dürfte wohl die Sprache sein. Für uns bestand dieser erste Berührungspunkt auf der Zugfahrt über die Grenze durch Ansagen und Mitfahrende. Auch wenn Niederländisch beim ersten Hören – abgesehen von ein paar gelernten Worten – unverständlich für uns war, gewöhnte ich mich schnell daran, und es war möglich, sich den Kontext zu erschließen oder einzelne Wörter zu verstehen, wenn einem die grundlegenden Unterschiede zur deutschen Aussprache bewusst waren. Das Geschriebene war sogar noch besser zu verstehen.
Nachdem wir von unseren Austauschpartner*innen herzlich empfangen wurden, sind wir vom Utrecht Centraal in unser Zuhause-für-eine-Woche gefahren. Hier ist uns gleich der nächste Unterschied aufgefallen – das Bahnsystem gleicht dem von Frankreich, und es gibt Karten statt Tickets, mit denen man am Bahnhof eincheckt und am Zielbahnhof wieder ausgecheckt, Kontrolleure in den Bahnen gibt es nicht.
Meine Gastfamilie wohnte außerhalb von Utrecht in Maarsen, von dort waren es 30 Minuten mit dem Fahrrad zur Schule. Obwohl es die ersten drei Tage fast nur geregnet hat, sind wir um 8.00 Uhr losgefahren zur Schule, die um 9.00 Uhr beginnt. In den Niederlanden gibt es neben den Autostraßen breite, meist zweispurige Fahrradwege mit eigenen Kreuzungen. Unsere Schule in Utrecht wird von ca. 2000 Schülern besucht und da die meisten mit dem Fahrrad kommen, gibt es vor der Schule viele Fahrradständer und unter dem Gebäude eine zusätzliche Fahrradgarage.
Während des Schultages am Amadeus Lyceum begleiteten wir unsere Austauschpartner*innen in ihre Unterrichte, die aus Frontalunterricht und einem Selbstlernzeit-ähnelnden Format bestehen, wo die Schüler*innen festgelegte Aufgaben selbstständig bearbeiten.
Den Nachmittag verbrachten wir in den Familien, wo wir nach dem Nachhausekommen eine Tasse Tee tranken und etwas aßen. In den Gastfamilien haben wir tatsächlich am meisten Englisch und etwas Deutsch geredet.
Am Mittwoch sind wir nach Amsterdam gefahren, wo wir zuerst eine Bootsrundfahrt durch die bekannten Kanäle, die Grachten, gemacht haben und später das Anne-Frank-Haus besucht haben. In Amsterdam fielen einem als Erstes die typischen schmalen Häuser mit ihren bunten Fassaden auf. Die Fenster wurden, wie wir erfuhren, bei den Häusern der wohlhabenderen Familien kleiner gebaut, um das gesamte Haus größer erscheinen zu lassen.
Das Anne-Frank-Haus war natürlich sehr interessant, doch gleichzeitig bedrückend. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir in den Gassen Amsterdams zwischen Cafés, Büchereien, Kleidungsgeschäften und Coffeeshops.
Am Donnerstag haben wir uns morgens am Dom in Utrecht getroffen und sind die hundert Meter hohe Treppe zum Turm hinaufgestiegen. Der Dom wurde 1580 nach knapp 80 Jahren fertiggestellt, bereitete den Utrechtern aber nicht einmal hundert Jahre Freude, weil der Teil zwischen dem Querschiff und dem Turm 1674 bei einem Sturm einstürzte. Der eingestürzte Teil wurde allerdings nie wiederaufgebaut, und heute gibt es einen Platz mit Statue zwischen Turm und Querschiff.
Am Freitag sind wir vormittags ins Haus Doorn gefahren, das Landhaus von Wilhelm II., in das er nach dem 1. Weltkrieg flüchtete. Für abends war noch eine Abschiedsfeier angesetzt, für die wir „typisch deutsches“ bzw. „typisch niederländisches“ Essen zubereiten sollten. Unsere Gruppe hat sich für Flammkuchen entschieden. Beim Einkaufen der Zutaten ist uns noch einmal aufgefallen, dass es in den Niederlanden mehr Plastikverpackungen gibt als in Deutschland, zudem sind in den meisten Supermärkten Selbstbedienungskassen vorhanden.
Insgesamt waren der Abend und die komplette Austauschfahrt sehr interessant und, wie man so schön sagt, die Erfahrung wert. Und auch wenn sich oft die deutschen und niederländischen Schüler*innen untereinander statt miteinander unterhalten haben, kam doch eine tolle Woche zustande.
Luisa-Marie Noll (Kl.10C)