Heute Morgen war das Erste, was ich machte, zu meinem Schreibtisch zu gehen und in mein Hausaufgabenheft zu schauen, denn mittlerweile verliert man als Schüler*in der zehnten Klasse schon ‚mal den Überblick. Ich schaute also, was heute so anstand. Neben einem Mathetest und der Deutschübung war nichts los. Ich war erleichtert. Dann fiel mir das groß geschriebene Wort „KINO“ neben dem Fach Französisch auf. Stimmt! Heute gehen wir am Nachmittag ins Kino…Oh, ich hoffe, es gibt Untertitel! Ich versteh‘ nach zwei Jahren Französisch unmöglich einen ganzen Film… Im Kino des Filmmuseums Potsdam angekommen, bemerke ich, dass kaum Leute unserer Gruppe da sind…ich schätze so neun oder zehn. War der Ausflug also vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung?
Alle sitzen gespannt auf ihren Plätzen. Vor uns sind nur jüngere Kinder. Sie kichern und flüstern, und dann wird die Leinwand endlich hell. Der Film „Un vrai bonhomme“ geht los. Es ist der Wahnsinn, wie viel ich verstehe. Nach einiger Zeit stören die Untertitel schon fast…naja, für das eine oder andere Wort sind sie schon gut, aber den Zusammenhang versteht man auch so – nur mit den Bildern und der Basis an Wissen, die ich durch den Unterricht bekommen habe.
Der Film behandelt das schwierige Leben als Teenager, nachdem eine wichtige Bezugsperson verstorben ist. Es geht um Tom, der seinen Bruder Léo bei einem Autounfall verloren hat und seitdem psychisch belastet ist. Zusammen mit seinen Mitmenschen gelingt es ihm jedoch, sein Leben wieder aufzubauen und mit der tiefen Trauer um seinen Bruder umzugehen.
Der Film ist wirklich gut gemacht. Die Storyline ist realistisch und auch wichtig, denn selten kann man mit visuellen Mitteln, hier als Kinofilm, in die tiefe Gefühlswelt von Teenagern eintauchen. Insbesondere nach einem so schweren Schicksalsschlag, wie ihn Tom hatte. Mit Sicherheit ist dies ein Film, über den ich noch lange nachdenken werde. Der Aspekt der „noch holprigen Fremdsprache Französisch“ rückt dabei in den Hintergrund, da die Sprache durch solche Ausflüge auf natürliche Weise in den Alltag integriert werden kann. Es erscheint so nicht als Zwang oder Schulpflicht, sondern als kreatives und freiwilliges Mittel, die Sprache zu lernen.
Mit Sicherheit war die Entscheidung ins Kino zu gehen die richtige und sehr empfehlenswert. Man versteht die Handlung und hat so die Motivation Französisch weiterhin zu lernen, da die Sprache, gerade wenn man sie nicht in den monotonen Lehrbuchtexten hört, einfach nur wunderschön ist. Durch so einen Ausflug wird diese Schönheit betont.
Text: Nynke K. 10 L