Gespräch mit dem Konvertiten Johann Summers
Der Seminarkurs „Jüdische Geisteswelt“, mit Herrn Berling als Lehrkraft, traf sich am Nachmittag des 24. Februars mit Johann Summers, einem amerikanischen Studenten, welcher zum Judentum konvertiert war. Davon wollte er uns nun erzählen und unsere zahlreichen Fragen beantworten.
Als Johann Summers den Kursraum betrat, begann das Gespräch nach einer Vorstellung unsererseits augenblicklich. Zuvor hatten wir Fragen an Johann Summers vorbereitet, auf die er sogleich ausführlich einging. Es stellte sich bald heraus, dass viele großes Interesse an dem Entschluss zur Konversion Summers und dessen Folgen hatten: Weshalb konvertierte er? Welche Reaktion löste dies in seiner Familie aus? Wie lang dauerte der Vorgang an?
Johann Summers war in Chicago aufgewachsen und hat sowohl in den USA als auch in Deutschland Familie. Vor einigen Jahren, so erklärte er, habe er seine göttliche Berufung erkannt und dass der Glaube allein ihn auf eine gewisse Weise erfüllen könne. Also studierte er Thora und Talmud und tauchte in diese ihm unbekannte neue Welt ein, was zu der Konversion zur chassidischen, ultraorthodoxen Strömung im Judentum führte. Obwohl diese Entscheidung für seine Verwandten nicht leicht nachzuvollziehen war, erfuhr er dennoch ihre Unterstützung. Heute studiert Johann Summers in Berlin.
Ein weiteres Thema war die Integration des Glaubens, insbesondere in Anbetracht der strengeren Gesetzesauslegung der orthodoxen Strömungen, in den Alltag der globalisierten Welt. Johann Summers berichtete uns, es sei tatsächlich eine Herausforderung, beispielsweise unterwegs koscher zu essen, oder am Schabbat (Ruhetag von Sonnenuntergang am Freitag bis zu dem folgenden) keine Bekannten treffen zu dürfen. Dies alles seien aber selbstgewählte Einschränkungen, die weiter zu seiner inneren Erfüllung beitragen würden. So wie einige Menschen ihr Glück in einem atheistischen Leben oder vielen Reisen finden würden, habe er seines im orthodoxen Glauben mit all seinen Regeln und Pflichten entdeckt.
Unvermeidbar im Gespräch war auch die Thematik Antisemitismus. Obwohl Johann Summers in der Öffentlichkeit seine Kippa (Kappe, die von Männern mindestens am Schabbat und bei Gebeten getragen wird) durch eine Mütze verbirgt, ist er immer wieder Beleidigungen und hasserfüllten Symbolen ausgesetzt. Was für ihn „Kleinigkeiten“ an Angriffen waren, löste im Kurs Ungläubigkeit aus. Auch heute, selbst an vermeintlich sicheren Orten, ist Antisemitismus eine reale Gefahr, vor der die Augen nicht verschlossen werden dürfen.
Um sich bestmöglich mit einem Thema befassen zu können, ist der direkte Kontakt oft am eindrücklichsten. So konnten wir mit diesem Treffen in großer Zahl neue Informationen, etwa zum jüdischen Alltagsleben, Feiertagen und Riten oder dem Ablauf der Konversion erhalten und möchten uns dafür bei Johann Summers bedanken.
Text: Grete Meister