Am Mittwochvormittag (24.1.2024) besuchten die vier Klassen des Jahrgangs 10 im Theater Zimmerbühne in Potsdam eine Aufführung der Schauspielgruppe „Poetenpack“. Gezeigt wurde das Stück „Jugend ohne Gott“, das auf dem gleichnamigen Roman von Ödön von Horváth beruht, welcher 1937 veröffentlicht wurde. Im Rahmen des Deutschunterrichts behandelten alle Klassen zuvor den Roman.
Die Geschichte handelt von einem namenlosen Geografie- und Geschichtslehrer, der in einem autoritären System tätig ist. Er beobachtet, wie sich die Schüler durch die Erziehung in diesem System zunehmend verändern und das nicht gerade ins Positive. Während eines Aufenthaltes der Klasse in einem paramilitärischen Camp wird einer seiner Schüler kaltblütig ermordet, sodass der Lehrer Stellung beziehen und sich mit den Konsequenzen seiner eigenen Handlungen auseinandersetzen muss.
Das Stück wurde gekürzt vorgeführt, da die Schauspieler selbst überlegten, welche Stellen des Romans sie am besten fanden, um diese auch interessant auf die Bühne zu bringen. Trotz der knapp zweistündigen Aufführung konnte man wunderbar folgen, was sicherlich auf das vorherige Lesen im Deutschunterricht zurückzuführen ist.
Besonders dabei war, dass die Bühne und der Zuschauerraum kleiner waren als unsere Aula, was das „Poetenpack“ vor die Herausforderung stellte, die vielen verschiedenen Schauplätze der Handlung anschaulich darzustellen. Dies gelang der Gruppe mithilfe von großen, rechteckigen Holzkästen, die beim musikalisch begleiteten Wechsel einer Szene rasant umgestellt wurden.
Trotz des klaren Essverbotes und der geschickten Positionierung der begleitenden Lehrer im Saal hörte man während einiger dramatischer Pausen leises Chips-Knacken, was die Dramatik aber nur geringfügig störte.
Interessant war auch die Tatsache, dass jeder der fünf Schauspieler, außer der Lehrer, zwei bis drei Rollen verkörperte. Wir Zuschauer empfanden diesen ständigen Figurenwechsel der Schauspieler keineswegs als verwirrend, sondern vielmehr interessant, da er mehr Spannung ins Stück brachte.
Nach etwa anderthalb Stunden hatte das Publikum Zeit für Fragen. Zum Erstaunen der Spielenden wurden sehr viele Fragen gestellt, so zum Beispiel zur Vorbereitungsdauer der Aufführung und zur Wahl des Stückes. Die Frage, warum der gesprochene Text, der sich sonst so eisern am Wortlaut des Romans festhielt, das N-Wort durch „Afrikaner“ ersetzt hatte, beantworteten die Schauspieler mit der Erklärung, dass sie auf diese Weise mögliche Verletzungen und Unruhe im Publikum vermeiden wollten.
Wir Schüler konnten durch den Theaterbesuch ein tieferes Verständnis der Lektüre „Jugend ohne Gott“ erlangen und uns aus einer neuen Perspektive mit dem Thema Nationalsozialismus, dem Zeitalter der Fische, auseinandersetzen. So sollte man sich z.B. fragen, inwieweit man damals und auch heute als einzelner Fisch in einem herrschenden System aus dem großen Schwarm austreten kann und aktiv (wie der Lehrer) gegen die NS-Ideologie schwimmen kann.
verfasst von: Paul Rudolf, Jasper Ganzenmüller Klasse, 10c