Am 28.04.2023 ist der Seminarkurs Jüdische Geisteswelt nach Berlin gefahren, um im ersten Teil das Jüdische Museum zu erkunden und die Geschichte der Juden in Deutschland kennenzulernen und im zweiten Teil das Centrum Iudaicum mit den Resten der Neuen Synagoge zu besuchen.
Im Jüdischen Museum hatten wir eine Führung bei einem Museumsmitarbeiter, der uns viel über die Historik des Museums, aber auch über die Kultur der Juden vermittelt hat. Auch weil er selbst aus einer jüdischen Familie stammt, konnte er viel aus eigener Erfahrung sprechen. Wir erfuhren, dass der Architekt als Vorlage für den Saal, in dem wir uns mit dem Guide trafen, das jüdische Laubhüttenfest (welches das jüdische Erntedankfest ist, wo jüdische Familien eine Laubhütte bauen) genommen hat, der Saal ähnelt einem großen sich zusammenschließenden Ast. Im Museum ging es im Besonderen um die Kultur, wie es damals mit der Verfolgung der Juden war und wie es zum Holocaust kommen konnte.
Direkt nach dem Jüdischen Museum sind wir zum Centrum Judaicum gefahren, dort nahmen wir ebenfalls an einer Führung teil. Das Centrum Judaicum liegt in der Oranienburger Str. 28-30, 10117 Berlin und ist ein zentraler Treffpunkt jüdischen Lebens in Berlin. Das Centrum umfasst ein Versammlungshaus, eine Lehr- und Lernstätte mit einem historischen Archiv und einer großen Bibliothek, auch eine Dauerausstellung gehört dazu. Es gibt außerdem einen Gebetsraum, jedoch gehört keine Synagoge dazu. Denn direkt am Centrum Judaicum liegt die von den Nationalsozialisten geschändete und im Krieg zerstörte Synagoge, deren Treppenhaus erhalten blieb und zum Teil wieder restauriert worden ist.
Die 1866 eingeweihte Synagoge war früher mit 3200 Sitzplätzen die größte Synagoge Deutschlands und somit einer der bedeutendsten Standorte der jüdischen Religion und Kultur. Im Verlauf der Pogrome im Jahr 1938 wurde in der Synagoge ein Brand gelegt. Zum Glück verhinderte das Eingreifen von Polizisten am Hackeschen Markt, die von Reviervorsteher Wilhelm Krützfeld geleitet wurden, größere Schäden an der Synagoge.
Ab 1940 wurde die Synagoge von der Wehrmacht als Lagerhalle genutzt, die Gestapo nutzte ab 1943 ein Nebengebäude als Gefängnis und Ort der Folter. Im November desselben Jahres wurde die Synagoge von Bomben getroffen und zerstört. 1958 wurde dann beschlossen, die Synagoge nicht wieder aufzubauen, da die jüdische Gemeinde durch die Schoah nur noch aus unter 6.000 Mitgliedern bestand. So kam es im selben Jahr zur endgültigen Sprengung der Synagoge. Lediglich ein kleiner Teil, dieses ehemals beeindruckenden Gebäudes ist als Mahnmal erhalten geblieben.
Wir konnten kurz einen Blick in den Gebetsraum werfen. Beim Eintreten müssen sich die männlichen Besucher eine Kippa aufsetzen. Die Kippa ist dazu da, die Männer an die Gebote Gottes zu erinnern. Im Gebetsraum finden insgesamt etwa 70 Menschen Platz, dabei sitzen die Geschlechter nicht getrennt. Den Gebetsraum nutzen die Masorti, das sind Juden, die traditionell, aber nicht strikt orthodox leben. Nachdem wir noch etwas die Ausstellung auf uns wirken gelassen hatten, ging es voller neuer Eindrücke zurück nach Potsdam.
Text: Amelie Zellmer, Katharina Siedel; Foto Jüdisches Museum Berlin: Yves Sucksdorff, Innenaufnahmen: Seminarkurs Jüdische Geisteswelt