DS 11/1 präsentiert: „Auf sich gestellt“

Bei einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel überlebt eine Gruppe Jugendlicher. Auf sich gestellt, müssen sie sich auf die Situation einstellen und versuchen, bis zu ihrer erhofften Rettung zurechtzukommen. Essbare Früchte sind vorhanden, es gibt sogar Wildscheine, die man jagen könnte. Aber das stellt sich als nicht so leicht heraus, wie auch das Feuer machen, ohne Streichholz oder Feuerzeug. Und nachts sind die Jugendlichen allein mit ihrer Unsicherheit und ihrer Angst. Ist die Insel wirklich ein friedlicher Ort?

William Goldings Klassiker „Herr der Fliegen“ von 1954 war der Ausgangspunkt unserer Spielszenen, bei denen uns mehr als der Charakter jedes Einzelnen die Gemeinschaft der Jugendlichen interessiert, die Art, wie sie sich untereinander organisieren, mit gemeinsamen Problemen umgehen. Dies sind politische Aspekte. Schaffen sie eine Umgangsweise, bei der alle gehört und berücksichtigt werden? Wer setzt sich durch und warum? Wenn jede neue Generation die Grundlagen der Zivilisation erst erlernen muss, was passiert dann, wenn eine Gruppe quasi von vorn anfangen muss und alle Werte sich erst bewähren müssen? Was kann man gegen das Recht des Stärkeren tun, um die Bedürfnisse aller zu berücksichtigen?

Die philosophische Frage des Romans, die sich in unserer Inszenierung ebenfalls stellt, ob der Mensch von sich aus gut oder böse ist, erscheint uns wichtiger als eine schnelle Antwort, denn solange wir abwägen, denken wir nach über unsere Möglichkeit, gut oder böse zu handeln. Für Golding allerdings war die Antwort klar:

„Mit Herr der Fliegen habe er seine Erfahrungen als englischer Marineoffizier während des Zweiten Weltkriegs verarbeiten wollen – und diese Erfahrungen haben ihn zum Welt- und Menschenzweifler gemacht. »Für mich war dieser Roman die einzige Möglichkeit, der Erinnerung des Kriegs zu entkommen, ohne für immer zu einem seelischen Krüppel zu werden.«“ (Die Zeit, 19.07.2012)
Leitung:  D. Hergemöller