Malen heißt beobachten –
Eine Reproduktion ist nie so gut wie das Original. Den Verfall der Aura, das einmalige Dasein an einem bestimmten Ort eines Kunstwerkes hat bereits Walter Benjamin 1935 in seinem Werk „ Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit“ beobachtet. Aus didaktischer Perspektive kann da nur geschlussfolgert werden: Runter von der Insel, rein ins Museum.
Besonders wenn es um Malerei geht, können digitale Abbildungen nur wenig weiterhelfen, möchte man in einen körperlichen Diskurs treten, die Größe auf sich wirken, sich von den Farben im Original bestrahlen lassen oder vom Malduktus in die Irre geführt werden. All diese Aspekte dienten den Schüler*innen des Kunstgrundkurs 12 als Vorbereitung für das Malprojekt „Copy and paste“, in dem sie sich in einer theoretischen wie künstlerischen Erforschung des Werks eines selbstgewählten Malers oder einer Malerin auseinandersetzen und davon ausgehend eigene Malereien entwickeln. Ob Benjamin nach seiner Kritik an reproduzierenden Verfahren einem solchen Unterfangen zustimmen würde, sei dahingestellt. Aus kunstpädagogischer Sicht kann hingegen argumentiert werden, dass besonders die Nachahmung zu einer neuen händischen Erfahrungen führt, die ein vertieftes Verständnis ermöglicht, die die bloße Betrachtung nie gewährleisten könnte. Und wer sagt denn, dass man nicht zumindest die Perfektion des Originals anstreben kann?
Vor Ort tasteten sich die Schüler*innen zunächst an die Werke der Sammlung Hasso Plattner oder eines der Sonderausstellung „Russische Impressionisten“ heran und setzten sich anschließend mit einem selbstgewählten Gemälde zeichnerisch und theoretisch auseinander. Im anschließenden Unterrichtsgespräch reflektierte der Kurs seine Erkenntnisse, die aus den Untersuchungen und Gesprächen mit Lernpartner*innen entstanden sind. Besonders spannend erschien dabei der Vergleich zwischen Werken der Sammlung und denen der Sonderausstellung, was die Schüler*innen nochmal zusätzlich für die Künstler, deren individuelle Arbeits- und Ausdrucksweise sowie Ort und Zeit ihres Schaffens sensibilisierte – optimal, um nun mit einer geschärften Wahrnehmung an den eigenen Projekten weiterzuarbeiten.
Text und Foto: Nele Tepper