Am Freitag den 03.05.2024 waren wir, die Klasse 9a, auf einer Exkursion im Konzentrationslager Sachsenhausen. Unser Ausflug startete am Potsdamer Hauptbahnhof, von wo aus wir mit dem Zug nach Oranienburg fuhren. In der Gedenkstätte Sachsenhausen angekommen, wurden wir zuerst einmal in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine begann direkt mit der Führung über das Gelände und die andere Gruppe in die wir zugeteilt waren startete in einem Seminarraum im angrenzenden Museum. Unser Tour Guide nahm uns freundlich auf und war sehr offen für Fragen. Zuerst wurde jedem von uns ein Bild ausgeteilt. Auf manchen waren Skizzen abgebildet, die ehemalige Häftlinge nach ihrer Zeit im Konzentrationslager gemalt hatten. Diese stellten ihre Erfahrungen und Sichtweisen da. Andere stellten dann dazu im Vergleich ein Propagandabild da. Den Vergleich der Bilder zu sehen, war schon sehr schockierend, da es auf den Propagandabildern gar nicht so aussah, als würde es den Häftlingen schlecht dort gehen. Wir sprachen über jedes Bild genauer und unser Guide erzählte uns viele spannende und bewegende Informationen über die Zeit im KZ und über die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die politischen Ereignisse.
Nach einer kurzen Pause begannen wir uns in kleinen Gruppen mit einzelnen Themen genauer auseinander zusetzten. Jede Gruppe bekam ein Thema, dazu einen passenden Ort, ein besonderes Ereignis, das dort passierte und eine Geschichte von einem inhaftierten Häftling. Diese Themen waren zum Beispiel: Leben in einer Baracke, Zwangsarbeit, medizinische Versorgung und Ankunft im KZ. Anschließend gingen wir auf das Gelände. An den verschiedenen Orten teilten dann die einzelnen Gruppen ihre Kurzvorträge vor, mit denen man einen Einblick erhielt, wie grauenvoll die Zustände dort waren. Wir lernten viel Neues und dadurch, dass wir uns auch selbst mit den Themen beschäftigt hatten, konnte man viel mehr aufnehmen, verstehen und lernen. Grade die Geschichten der Häftlinge waren spannend – sie gewährten einen Hauch von Einblicken, die uns doch in heutigen Zeiten daran erinnern sollten, für die Freiheit, Grundrechte und ein friedliches Miteinander einzustehen. Denn auf der einen Seite kann man sich gar nicht wirklich vorstellen, dass Menschen mal so gequält oder ausgegrenzt wurden und auf der anderen Seite konnte man sich so hinein versetzen, als man auf diesem riesigen Gelände stand und die Geschichten hörte, dass man von einem Schauer erfasst wurde. Wir schauten uns auch eine alte Baracke an, in der die Menschen unter schlimmsten Bedingungen leben mussten. Es war so surreal, zu sehen, wie die Häftlinge dort leben mussten und so bedrückend, das alles zu sehen und sich vorzustellen. Sie hatten keine sauberen und schönen Toiletten, enge dreistöckige Betten ohne Leitern dicht aneinander gerückt, sodass kaum noch Platz dazwischen war und zwei Tische, an die eigentlich grade mal 20 Personen und nicht 100 passen. Von der Decke und den Wänden blätterte überall die Farbe ab und die Dielen waren Morsch und staubig. Die Eindrücke, die wir sammeln konnten, waren unglaublich und gleichzeitig traurig.
Um 13:30 Uhr endete unsere Tour und wir fuhren wieder zurück zum Potsdamer Hauptbahnhof. Insgesamt war es ein sehr spannender Tag im KZ und wir würden es jeder Klasse empfehlen dort einmal hinzugehen.
Ein Beitrag von Lilly Mail und Ebba Mertes
Hier findet ihr noch noch ein paar Informationen zum Thema Zwangsarbeit im KZ Sachsenhausen.
Geschichte eines Häftlings:
Tadeusz Godecki besuchte die 10. Klasse, als die deutsche Armee Polen besetzte. Nur wenige Monate später verhaftete die geheime Staatspolizei den nun 15 jährigen Tadeusz, da sie der Meinung waren, dass er einer Widerstandsgruppe angehörte. Seine Aufgaben im KZ Sachsenhausen bestand hauptsächlich darin, auf der sogenannten Schuhprüfstrecke Schuhe für die Soldaten zu testen. Er musste in den Schuhen, egal ob sie ihm passten oder nicht, von 6:00 – 12:00 Uhr und von 13:00 – 19:00 Uhr laufen, ohne trotz Erschöpfung oder nassen Füßen bei Regen aufzuhören. Die Strecken bestanden aus unterschiedlichen Materialien wie Pflastersteine, Kies, Kieselsteine, Zement und lockerer Sand.
Tadeusz wurden aber auch andere Aufgaben zu geordnet, wie zum Beispiel zum Testen neuer Medikamente und Aufputschmittel für die Soldaten. Sie gaben ihm Tabletten, wie Pervitin oder Kokain. Diese sollten für bessere Konzentration und weniger Müdigkeit sorgen, dazu sollte man mit ihnen nicht so schnell Hunger und Durst bekommen. Sie ließen ihn auf der Schuhprüfstrecke mit einem großen Rucksack weiter auf und ab laufen. In der Zeit in der die Tabletten getestet wurden, durfte Tadeusz nichts essen oder trinken.
Er berichtet, dass ihm nach den Versuchen schwindelig wurde und er ein Betäubungsgefühl hatte. Weiter passierte ihm jedoch nichts. Tadeusz lebte insgesamt fünf Jahre im KZ Sachsenhausen. Nach seiner Befreiung ging er zurück nach Polen, holte sein Abitur nach und studierte Rechtswissenschaften.