Einem Potsdamer auf der Spur
Es ist still am 12. Januar abends in der Aula, und alle sind voller Erwartung. Das Licht ist gedämmt, die Stühle sind alle in eine Richtung ausgerichtet. Die Autorin Marianne Ludes ist zu Besuch und liest aus ihrem Buch „Ludwig Jacobs oder das verschwundene Leben“, das in 2021 erschien.
Ludwig Jacobs (1794-1879) „begegnete“ der Autorin in der wundervollen Villa Jacobs am Jungfernsee. Fünf Jahre machte sich Frau Ludes auf die Suche nach dem fast verschwundenen Leben des „Zuckerbarons“ und Kunstmäzen Potsdams.
Revolution und Industrialisierung sind Themen im Geschichtsunterricht 11/1. In diesem Zusammenhang lernten die Schüler:innen mit den von Marianne Ludes sehr gut recherchierten Darstellungen auch etwas über den Potsdamer Revolutionär Max Dortu und die neue Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Potsdam kennen. 1833 bestellte Ludwig Jacobs für seine Potsdamer Fabrik eine Dampfmaschine. Es war erst die dritte in der Stadt. Die Potsdamer Bürger waren entsprechend neugierig… War Ludwig Jacobs der Hasso Plattner des 19. Jahrhunderts?
Sehr gekonnt führte Katrin Sachse die Anwesenden im Gespräch mit der Autorin durch den Abend. Die Technik dafür richteten Friedrich und Elias (Kl.10) von der Technik AG perfekt ein.
Es ist Dienstag nach Pfingsten 1848. Eine revolutionäre Welle rüttelt seit März vieles im Deutschen Bund durcheinander, und in Frankfurt/ Main tagt die Nationalversammlung. In Potsdam ist es schon seit Tagen warm, und die Wiesen sind vertrocknet. Der Jungfernsee ist spiegelglatt. Marianne Ludes nimmt uns mit ins Segelboot der ältesten Söhne Ludwig Jacobs. Es ist ein Tag, der die Familie Jacobs zutiefst erschüttern wird. Gespannt lauschen die Schüler:innen der Erzählung. Man spürt die Trauer der Familie Jacobs und kommt ihr in diesem Moment sehr nahe.
Danach wagen die Schüler:innen, sich der Autorin mit Fragen zu nähern. Was hat sie bewogen, das marode Gebäude „Villa Jacobs“ aufzubauen? Wie konnte sie aus der Vielzahl der Quellen eine Auswahl treffen? War Ludwig Jacobs ein Mann seiner Zeit? Warum geriet Ludwig Jacobs in Vergessenheit, obwohl er so viel für Potsdam geleistet hatte? Es sind viele Fragen, und auch nach dem Ende der Veranstaltung umringen die Schüler:innen die Schriftstellerin.
Die Lesung- für viele Schüler:innen ein neues Format- öffnete für einen kurzen Moment eine Tür zur damaligen Zeit. Es wurde deutlich, dass historisches wissenschaftliches Arbeiten vieles Verschüttete, beispielsweise mittels Zeitungsberichten von damals wieder offenlegen kann.
Eine Frage bleibt allerdings: Kannten sich der Fabrikant Hermann Hoffbauer (1819-1884) und der 25 Jahre ältere Unternehmer Ludwig Jacobs? Vielleicht trafen sich die Herren- gemeinsam mit ihren Frauen Auguste und Clara – auch mal im Garten der Villa Jacobs im Glanze der Blumenpracht?
Text und Fotos: Mechthild Althausen