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Chorprojekte auf Hermannswerder

Platz der Generationen

In letzten Herbst war es wieder so weit. Matthias Salge kündigte ein neues Chorprojekt an. Und viele, viele kamen – wie immer, wenn die Chance besteht, bei diesem besonderen Format dabei zu sein. Es waren zunächst überwiegend Eltern ehemaliger oder derzeitiger SchülerInnen, aber auch andere Musikbegeisterte, die wissen, dass es sich lohnt, ein Mitsingen auf Hermannswerder in der „Camerata Vocale Potsdam“ nicht zu verpassen. Nach viel Wiedersehens-Hallo kommt man zunächst mit mäßiger bis ausbaufähiger Disziplin zu einigen Sonderproben zusammen, um ein Gefühl für das Stück zu gewinnen.

Doch dann geschieht zuverlässig die Verwandlung. Nicht unerwartet, aber doch immer wieder überraschend drängt (oder tröpfelt mit jugendlich freier Auslegung des Probenbeginns) eine große muntere Schar, die Hermannswerderaner „Junge Kantorei“, in den Probenraum, welche bis dahin sicher geglaubte Sitzplätze der Älteren okkupiert und der Grundstimmung kurzzeitig eine leicht anarchische Tendenz verleiht.

Nachdem der Projektleiter mit gelassener Bestimmtheit jugendliche Klumpenbildung zugunsten einer altersmäßig gemischten Besetzung der Stimmgruppen aufgelöst hat, entsteht schnell eine überaus freundliche Symbiose zwischen Jung und Alt, die bis zum letzten Ton der Aufführung anhält.

Und genau das ist es wohl, das Besondere an diesem Format: Junge und Ältere kommen sich Probe für Probe irgendwie näher, der Altersunterschied diffundiert und alle arbeiten gemeinsam für ein tolles Ergebnis.

Weil das so ist und sich herumspricht, muss Matthias Salge regelmäßig die externen Anmeldungen begrenzen. Was könnte ein positiverer Beweis für den Erfolg dieses Konzeptes sein?

Ach so, diesmal ging es um „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn. Ein großartiges Erlebnis für alle Mitwirkenden, auch die Solisten und das Neue Konzertorchester aus Berlin.

(von Manfred Kretschmer)