Herbst 2017: Mit Erasmus+ in Scarborough
In den Herbstferien war erneut eine Gruppe Kolleg*innen im Rahmen des Erasmus Plus-Programms unterwegs, darunter auch ich. Zusammen mit zwei Kolleg*innen habe ich einen zweiwöchigen Sprachschul-Aufenthalt an der Ostküste Englands in Scarborough verbracht. In unterschiedlichen Kursen konnten wir unsere Sprachkompetenz verbessern und unser Repertoire in der Methodik und dem Einsatz neuer Medien und Technik erweitern und dabei Kontakte zu Kolleg*innen aus Schulen verschiedener Länder Europas knüpfen; Sechzig Stunden Unterricht in einer Gruppe von Kolleg*innen aus Deutschland, Finnland, Italien, Schweden und Ungarn, in dem wir in ungewohnter Rolle auch nochmal die Perspektive von Schüler*innen einnehmen konnten.
Wir drei sind keine Englischlehrer*innen. Wozu also unsere Teilnahme an diesem Projekt, wenn wir von der persönlichen Bereicherung – uns das war sie für mich definitiv – einmal absehen? Wir wollen Englisch als Kommunikationssprache immer besser beherrschen, wollen Kontakte knüpfen und uns damit auf das mit Erasmus angestrebte große Schülerprojekt vorbereiten, in dem wir mit Schüler*innen von Schulen unterschiedlicher europäischer Herkunftsländer gemeinsam arbeiten wollen: Auf Englisch….
Bettina Grothe
Zwei spannende "englische" Wochen
Kurs ‚Effective Use of Technology in Teaching' 21.10.2017 bis 5.11.2017
Zusammen mit zwei Kolleginnen aus meiner Schule absolvierte ich eine Fortbildung an der Academy of English (ANGLOLANG) in Scarborough.
Zwei spannende und abwechslungsreiche Wochen, gefüllt mit vielen Stunden in der Academy (in der Regel von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr von Montag bis Freitag), Kultur am Abend (Theater, Kino, Jazzclub, Pub, Gespräche im Hotel nach dem opulenten Dinner, …) und sagenhaften Naturerlebnissen am Wochenende.
Bei all diesen Aktivitäten waren wir stets ein bunter Haufen von völlig verschiedenen Studenten aus allen möglichen Ländern. Zu uns gehörten Berufsschullehrerinnen aus Schweden genauso wie Studenten aus Saudi-Arabien oder aus Brasilien. Neben (fast) schon perfekt Englisch sprechenden Studenten gab es auch diejenigen, die in Englisch noch sehr unsicher waren. Ich selbst würde mich genau in die Mitte einordnen.
Auf jeden Fall gab es für jeden einen passenden Kurs mit den richtigen Anforderungen einerseits und der stets sehr guten Begleitung durch die Lehrerinnen und Lehrer. Letztere regten auch immer wieder den Austausch unter den Studenten an, damit wir möglichst viel aus den anderen Ländern und Lebensumständen der Anderen erfahren. Ein aus meiner Sicht sehr wertvoller und vor allem abwechslungsreicher Ansatz!
Hans-Joachim Brinkmann
Perspektivenwechsel
Hoch ragt das Grand Hotel, welches einmal Europas größtes Hotel war, über mir auf. Es wurde 1867 eröffnet, und obwohl der alte Glanz verblichen ist und inzwischen viele Möwen in den Fensterornamenten nisten, bin ich beeindruckt von der majestätischen Schönheit: vier Türme repräsentierten die Jahreszeiten, zwölf Etagen die Monate, 52 Schornsteine die Wochen und 365 Zimmer die Tage eines Jahres. Ich stehe im kalten Wind, in einer fremden Stadt und fühle mich zurückversetzt in das viktorianische England. Die nächsten zwei Wochen werde ich abwechselnd in der Schule und auf Entdeckungstour in der Umgebung verbringen. Das Geschrei der Möwen gellt in meinen Ohren. Meine Abenteuerlust ist geweckt.
Ich bin mit Frau Grothe und Herrn Brinkmann nach Scarborough gekommen, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern, neue Kontakte, vor allem mit Lehrer*innen anderer Länder Europas, zu knüpfen und neue Technologien kennen zu lernen, die meinen Unterricht bereichern können – kurz: Ich wollte wieder Schülerin sein. Und dementsprechend groß ist die Aufregung am ersten Schultag. Doch die freundliche Lehrerin bezieht mich sofort in ein Gespräch ein, gibt Aufgaben, korrigiert, schreibt etwas an das große Smartboard. Dann lesen wir einen Text, und ich soll mich mit meiner Nachbarin darüber austauschen. Plötzlich ist die Stunde vorbei. Ich bin baff, denn ich habe nicht ein einziges deutsches Wort gesprochen, ja, nicht einmal gedacht. Tine, eine Lehrerin aus Finnland, lacht: „An das Tempo gewöhnst du dich schnell, keine Sorge!“ Sie hat Unrecht. Bis zum letzten Tag beeindruckt mich die Kurzweil, der hohe Anspruch und die mitreißende Lebendigkeit des Unterrichts.
Am Tag der Heimreise regnet es. Eine nasse Möwe stakst über den dunklen Bahnhofsvorplatz. Mein Rucksack drückt schwer auf die Schultern. Im Gepäck finden sich viele neue Ideen, die Kontaktdaten inspirierender Menschen, eine lange Liste mit Vokabeln und Redewendungen, Literaturtipps, Webadressen und nützliche Links. Eine Jahresration des liebgewordenen Tees und mehrere Familienpackungen Ingwerkekse mussten auch noch unbedingt mit. Am Flughafen gibt es eine unangenehme Verzögerung, weil das Gepäck zu schwer ist und ich umpacken muss. Das ist mir noch nie passiert. Ich habe wirklich viel aus Scarborough mitgenommen.
Anja Grabow