Interviewer: Frau Hoffbauer, können Sie uns etwas über die frühen Lebensjahre von Hermann Hoffbauer erzählen?
Clara Hoffbauer: Aber natürlich. Hermann wurde am 30. Juni 1819 in Halberstadt geboren, als Sohn eines Kaufmanns. Seine Wurzeln lagen also im kaufmännischen Bereich, was später auch in seinem eigenen Berufsweg eine Rolle spielte.
Interviewer: Wann und wie kam Hermann Hoffbauer denn nach Berlin?
Clara Hoffbauer: Am 18. September 1850 erwarb Hermann das Bürgerrecht der Stadt Berlin. Dort arbeitete er als Kaufmann und knüpfte viele Kontakte, die wir innig pflegten.
Interviewer: Wann heirateten Sie und Hermann denn?
Clara Hoffbauer: Da fackelten wir nicht lang, lassen Sie mich überlegen - das war kurz nach seinem Umzug nach Berlin, am 6. Oktober 1850. Unsere Hochzeit feierten wir natürlich in dieser wunderschönen Metropole.
Interviewer: Und wie ging es für Ihre Familie dann in dieser aufregenden Zeit weiter?
Clara Hoffbauer: Im Jahr 1870 zogen wir nach Potsdam, wo wir uns im sogenannten Havelhaus niederließen. Dieses befand sich an der heutigen Hoffbauer Straße. Es war herrlich, diese Umgebung und der Blütenduft im Frühling ließen mein Herz höher schlagen. Leider wurde unser Haus im Krieg zerstört.
Interviewer: Apropos Krieg, der ja auch immer soziale Missstände mit sich führte -ihr Gatte engagierte sich doch auch sozial. Können Sie uns davon erzählen?
Clara Hoffbauer: Ja, drei Jahre nach unserer Ankunft in Potsdam gründete Hermann gemeinsam mit meinem Bruder Emil Becker eine Kranken- und Unterstützungskasse für ihre Arbeitnehmer. Das war ihm sehr wichtig, weil er überzeugt war, dass Unternehmen Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter tragen sollten.
Interviewer: Wow, das klingt fortschrittlich und wir sehen ja auch, dass diese Meilensteine auch heute noch erkennbar sind. Wie waren Sie an diesem Geschehen beteiligt?
Clara Hoffbauer: 1878 legten wir in unserem Testament fest, dass nach unserem Tod eine Stiftung gegründet werden sollte. Hermann wollte sicherstellen, dass sein Vermögen für soziale und pädagogische Zwecke verwendet wird. Für diese Grundhaltung liebte ich ihn sehr!
Interviewer: Leider verstarb ihr Mann bereits 1884. Wie ging es danach weiter?
Clara Hoffbauer: Sein Tod am 4. Januar 1884 war ein schwerer Verlust. Aber ich fühlte mich verpflichtet, seinen Willen umzusetzen. So begann ich, die Stiftung auf der Insel Tornow aufzubauen, die wir später in Hermannswerder umbenannten.
Interviewer: Wann wurde die Hoffbauer-Stiftung denn offiziell anerkannt?
Clara Hoffbauer: Das war 1901, als die Stiftung als Stiftung bürgerlichen Rechts anerkannt wurde.
Interviewer: Und sie entwickelte sich schnell weiter, oder? Was waren die nächsten großen Schritte?
Clara Hoffbauer: Drei Jahre später nahm die höhere Mädchenschule ihren Betrieb mit drei Klassen auf. Außerdem lebten bis zu 162 Waisenkinder auf der Insel, verteilt auf fünf Waisenhäuser. Die Schule wurde von 139 Kindern besucht. Ein Jahr später, 1905, wurde sie als öffentliche Lehrstätte anerkannt und Mädchen, die keine Waisen waren, konnten ebenfalls aufgenommen werden.
Interviewer: Und welche Bedeutung hatte die „Neue Schule“, die 1909 eingeweiht wurde?
Clara Hoffbauer: Diese Schule wurde später zum Oberlyzeum und ist heute das Evangelische Gymnasium Hermannswerder. Sie steht symbolisch für den Anspruch der Stiftung, hochwertige Bildung zu fördern, was sich bis in die heutige Zeit widerspiegelt.
Interviewer: Ja, ich kenne das Gebäude, meine Kinder gehen nun dort zur Schule. Wie viele Kinder wurden denn in der Blütezeit der Stiftung betreut?
Clara Hoffbauer: Uhh - eine Menge, bis 1926 betreuten und unterrichteten wir in der Stiftung 2.000 Kinder. Unser Angebot reichte von Grundschulklassen bis zu einer neunjährigen Ausbildung, die auf das Studium vorbereitete.
Interviewer: Wie haben dann die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts die Stiftung beeinflusst? Hatte der Nationalsozialismus starke Auswirkungen?
Clara Hoffbauer: Leider wurde unsere evangelische Ausrichtung während des Nationalsozialismus unterdrückt. 1939 verlor die Stiftung ihren konfessionellen Charakter, und 1942 wurden wir in den Verband „Deutsche Heimschulen“ eingegliedert. Der Zweite Weltkrieg brachte schwere Bombenschäden, aber schon 1945 konnten wir den Schulbetrieb wieder aufnehmen. Wir blieben dabei stets unseren christlichen Werten wie der Nächstenliebe treu, was dem Nationalsozialismus natürlich ein Dorn im Auge war.
Interviewer: Und was geschah nach 1945?
Clara Hoffbauer: In den Jahren danach war der Wiederaufbau schwierig, wie in ganz Deutschland. Einige Gebäude wurden von der Roten Armee beschlagnahmt. Dennoch konnten wir 1950 das Kirchliche Oberseminar eröffnen, um junge Menschen für den kirchlichen Dienst auszubilden.
Interviewer: Nun kommen wir dem "Hier und Jetzt" näher, wie ging es in der jüngeren Geschichte weiter?
Clara Hoffbauer: Nach der Wende 1990 wurde das Kirchliche Oberseminar in das Evangelische Gymnasium Hermannswerder umgewandelt und die Abschlüsse wurden rückwirkend als Abitur anerkannt.
Interviewer: Vielen Dank Frau Hoffbauer, dass Sie sich Zeit genommen haben für diesen umfassenden Einblick in Ihr Leben und das Wirken der Stiftung.
Clara Hoffbauer: Es war mir eine Freude. Ich hoffe, dass die Hoffbauer-Stiftung weiterhin ein Ort der Bildung und Fürsorge bleibt.
Dieses Interview ist fiktiv formuliert, basiert aber auf wahren Fakten und Begebenheiten. Unsere Schülerinnen und Schüler waren kreativ...
Die neue Schule (Oberlyzeum) um 1915
Unsere Schule heute