Das kulturelle 7x1 Thessalonikis
20 Schüler*innen aus dem 10. Jahrgang des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder hatten vom 25. 9. bis zum 2.10. die Möglichkeit an einem von Erasmus geförderten Austausch mit dem künstlerischen Gymnasium Ampelokipon in Thessaloniki teilzunehmen. Neben dem Schüler*innenaustausch legte die Gruppe unter der Leitung von A. Vazaki und N. Tepper den ersten Baustein für ein interkulturelles Mail-Art-Projekt, in dem Schüler*innen beider Schulen sich austauschen und auf die künstlerischen Produkte im Unterricht aufeinander reagieren. Die Erfahrungen der Woche, hier repräsentiert im folgenden 7x1, werden die ersten Anhaltspunkte sein, um Ideen für eine künstlerische Auseinandersetzung zu entwickeln.
1. Reisen und Flanieren: In der Millionenstadt Thessaloniki gibt es viele Möglichkeiten von A nach B zu kommen. Mit dem Flugzeug reist es sich am leichtesten von Deutschland aus an. Der am Wasser gelegene Flughafen weckt ungemütliche Assoziationen einer Wasserlandung. Doch das Wasser ist für die Schiffe gedacht. Ob als Transportmittel von Waren, einer Hafenrundfahrt oder als Ausgangspunkt von Kreuzfahrten, hier wird alles geboten. Die Stadt ist wie viele Großstädte voll von motorisierten Gefährten. Zuweilen ist ein Vorankommen undenkbar. Den Bus kann man theoretisch nehmen, aber fragen Sie nie nach der Abfahrtzeit - Nobody knows... am besten erkundet man eine Stadt sowieso zu Fuß. Mit dem Rad unterwegs sein? Das würde wohl bei dem Verkehr einer Kamikazeaktion gleichen. Über die Frage nach einer U-Bahn lachen die Einheimischen. Die einzige geplante Linie sollte bereits seit langem fertiggestellt werden - vielleicht wird ja im nächsten Jahr etwas daraus.
2. Wetter: Wir kennen nur das meist ungemütlich kalte Septemberwetter in Deutschland. Ein Grund mehr zu dieser Zeit nach Thessaloniki zu fliegen und den Sommer zu verlängern. Die Sonne scheint, das Wetter am Meer reguliert die Temperaturen auf ein angenehmes Klima. Perfekt also, um die Stadt zu erkunden oder bei einem Tagesausflug auf die nahegelegenen Chalkidiki nochmal das Strandleben zu genießen, bevor es zurück ins verregnete Deutschland geht.
3. Bewegung und Sport: Es deutet sich schon an, dass man in Thessaloniki nicht an sportlichen Aktivitäten vorbeikommt. Zwar sollte auf das Radfahren in der Stadt verzichtet werden, Schwimmen im Meer, Flanieren in den Straßen der Großstadt oder bei traditionellen griechischen Tänzen das Tanzbein schwingen sind jedoch vielseitig und trüben die Aussicht auf den zu Hause gelassenen Drahtesel nicht.
4. Gastfreundschaft und Lebensfreude: Beim Tanz kommt besonders das fröhliche Naturell der Griech*innen zum Ausdruck. Einer Einladung zum Mitmachen und Einreihen in die Gemeinschaft, rechts und links eine/n Griech*in am Arm, kann man sich kaum entziehen. Beim Zusehen mag der Anblick der traditionellen Tänze den ungelenken Deutschen anfangs überfordern. Beim Ausprobieren können jedoch schnell die Ängste abgebaut werden, und man wird feststellen, dass die Musik und Schritte schnell ins Blut übergehen. Der regionale Tanz Thessalonikis stellt jedoch eine Herausforderung dar, denen sich vor allem die Mutigen stellen.
5. Kulinarisches: Die Gastfreundschaft äußert sich auch beim gemeinschaftlichen Essen. Man teilt gerne verschiedene Gerichte, wie wir es aus Tapas-Läden kennen. Salate, Gemüsebällchen, gegrillter Fisch, Souvlaki, Gyros,... besonders Thessaloniki hat durch seinen Hafen ein vielseitiges Angebot zu bieten. Ein kurzes Resümee: Schmecken tut in Thessaloniki eigentlich alles, zu jeder Tages- und Nachtzeit und an jeder Ecke zu fairen Preisen.
6. Shopping: Die Konsumfreude von Essen, aber auch allen anderen Gütern kann an jeder Ecke in der Stadt befriedigt werden. Auf Märkten wie dem Kampani Markt können Leckereien für die Liebsten in der Heimat erworben werden. Besonders aber scheinen Schuhe es der Bevölkerung und Touristen angetan zu haben. Es gibt kaum eine Straße, an der es kein Schuhgeschäft gibt, ja es lässt sich sogar eine ganze Straße finden, die von Schuhgeschäften gesäumt ist. Ohne ein neues Paar kommt man also kaum nach Hause zurück...
7. Kultur, Kunst und Geschichte: Womit Thessaloniki aber besonders besticht, ist sein kulturelles Erbe. Es lassen sich Überreste seit der hellenistischen Zeit neben eklektizistischen, modernen Bauten entdecken, deren Erscheinung so gar nicht traditionell Griechisches ausdrückt. So spielt die Stadt mit den Epochen, Traditionen und Religionen ein Potpourri, das die verschiedenen erobernden und geflüchteten Völker repräsentiert, die hier einst ansässig waren. Um die Völkerwanderungen zu verstehen, bietet die Stadt eine Reihe von fantastisch kuratierten Museen an. Darüber hinaus ergänzen Orte wie Vergina das Wissen über die makedonischen Könige im 4. Jh. vor Christi Geburt. Hier kann das sogenannte Grab von Philipp II. (Dem Vater von Alexander dem Großen) mit dem dazugehörigen beeindruckenden Grabschatz betrachtet werden. Ein besonderer Tipp: Auch die Museen für moderne und zeitgenössische Kunst, ebenso wie das Museum für Fotografie repräsentieren die aktuellen Themen der Griech*innen - also ein Muss für jede/n Besucher*in der Stadt.
Text und Fotos: Nele Tepper, Anna Vazaki